4 Tipps um die Beziehung mit deinem Kind zu stärken
Wie alle anderen Mütter auch, will ich es «richtig» machen. Ich will eine «gute» Mutter sein, die «Vorzeigekinder» hat. Sie sind nett, ausgeglichen, gut in der Schule, sportlich, haben tolle Freunde und werden später mal Karriere machen……
Nur das bei mir nichts so lief, wie ich mir das in meinen Träumen vorgestellt hatte. Mit der Geburt meiner Tochter (meinem 2. Kind) uferte das Verhalten meines Sohnes total aus. Er schlief nicht mehr ohne mich ein, schlug und schrie um sich, hatte einen Tobsuchtanfall nach dem anderen und seine Sprache entwickelte sich so gut wie gar nicht. Da er sich nicht gut verbal mitteilen konnte, war sein soziales Verhalten mit anderen Kindern schwierig und wenn es nicht nach seinem Kopf ging, dann hatten wir den nächsten Tobsuchtanfall.
Kurz gesagt, die vielen schrägen Blicke, unpassenden Kommentare oder Vorhaltungen und Tipps und Tricks, die ich von Verwandten und anderen Müttern oder auch Erzieherinnen erhielt, machten mir in meinem Mutter Dasein extrem zu schaffen. Also besuchte ich Erziehungskurse und hörte auf die guten Ratschläge, dass mit mehr Strenge und Kontrolle das doch wieder hinzubekommen ist.
Aber ratet mal, Pustekuchen….. das machte einfach alles nur noch schlimmer. Unser Kind schlug, trat und biss uns und wir wussten nicht mehr weiter. Je älter er wurde, desto schwieriger war das Verhalten zu akzeptieren, aber vor allem auch auszuhalten. Egal wie viel wir um etwas gebeten hatten, die Antwort war eigentlich immer «Nein» oder «Doch, ich mach es jetzt.»

Aber anstatt auf mein Herz zu hören, verrannte ich mich weiter in einem stressigen Alltag und dachte das ich besser im Büro arbeite, da ich sonst meine mentale Gesundheit verlieren würde. Anmerkung: es ist übrigens ein Fakt, dass Eltern besonderer Kinder um ein vielfaches mehr von Burnout und Depressionen betroffen sind. Ich fühlte mich als miserable Mutter und beneidete die Eltern, die «einfache» Kinder und offenbar ein glückliches und harmonisches Familienleben hatten.
Und obwohl ich seinen Lehrern immer wieder erklärte wie schlecht mein Sohn auf Druck reagiert, wendete ich genau diesen zu Hause ständig selbst an. In dem ich mich aufgrund eigener Konditionierung und purer Verzweiflung, der folgenden Werkzeuge bediente:
- in dem ich Anweisungen gab und Regeln etablierte (die dann nie eingehalten wurden),
- indem ich Anreize in Form von Belohnungen und Stickercharts schuf (solange bis mein Sohn ohne Belohnung gar nichts mehr machte),
- Time outs etablierte (wie es mir übrigens im Erziehungskurs geraten wurde),
- mit sinnlosen Konsequenzen drohte (wenn du jetzt nicht…. dann….),
- das Verhalten versuchte zu ignorieren (bis ich es nicht mehr länger ignorieren konnte)
- und mein Kind versuchte zu «erziehen» um einen guten Menschen heranwachsen zu lassen.
Ich habe das so lange durchgezogen, aus purer Unwissenheit und Hilflosigkeit, bis ich praktisch überhaupt keine Beziehung mehr zu meinem Kind hatte.
Was hat uns also gerettet? Meine eigene Besinnung auf mich selbst. Je mehr ich merkte, dass hinter all diesen Ausrastern Bedürfnisse steckten, die ich vor lauter «kontrollieren» nicht erkannt hatte. Bis ich realisierte das mehr «kontrollieren» von mir, etwas mit mir selbst zu tun hatte und mich bei meinem Sohn nicht ans Ziel brachte.
Was bringt dich dann aber stattdessen ans Ziel zu mehr Ruhe und Gelassenheit im Familienleben und freiwilliger Kooperation deines Kindes? Hier kommen sie 4 Tipps für dich:
- Finde heraus, welches Bedürfnis dein Kind gerade verspürt und versuche es wenn möglich zu stillen (vergiss bitte dabei deine eigenen Bedürfnisse nicht!).
- Manage und überprüfe deine eigenen Erwartungen. Oftmals sind unsere Erwartungen gerade an unsere neurodiversen Kinder einfach zu gross und unrealistisch. Damit ist Enttäuschung bei dir selbst vorprogrammiert und der Druck bei deinen Kindern spürbar, mit denen neurodiverse Kinder oft nicht gut umgehen können.
- Arbeite an deinen Ängsten in Bezug auf deine Kinder. So oft begleiten Eltern neurodiverser Kinder Ängste in Bezug auf die Zukunft aber auch die Angst selbst zu versagen. Dadurch setzen wir noch mehr Druck auf und kontrollieren noch mehr, um dieser Angst entgegenzuwirken. Auf Dauer zerstört, dass die Beziehung zu deinem Kind.
- Statt Time outs, versuche es mit Time ins. Will heissen, reserviere dir täglich min. 20 Minuten in denen du dich exklusiv nur deinem Kind widmest und idealerweise eine Aktivität machst, die deinem Kind gefällt.
Sind wir mal ehrlich, so oft wollen wir, dass unsere Kinder einfach kooperieren, weil wir selbst zu müde und zu gestresst sind, um mit schwierigem Verhalten umzugehen. Daher kontrollieren wir lieber, statt uns selbst zu hinterfragen was gerade unser eigenes, aber auch das Bedürfnis unserer Kinder sein könnte. Die Beantwortung dieser Frage schafft auf Dauer Beziehung und Harmonie. Und mit dieser Beziehung wirst du ein Kind haben, welches kooperieren will.

Wie denkst du ist deine Beziehung zu deinem Kind? Kooperiert es nie, manchmal oder meistens oder seid ihr noch in ewigen Machtkämpfen gefangen?
In meinem Onlinekurs das 1×1 im Umgang mit neurodiversen Kindern, lernst du noch vieles mehr über Beziehung. Wie du erkennst ob du ein Beziehungs- Problem hast und wie du sie wieder herstellen kannst.
Schreibe mir. Wie immer freue ich mich über Kommentare, Anregungen oder Feedback.
Alles liebe,
Carmen