Wenn es dir wie vielen Eltern geht, dann denkst du wahrscheinlich: «Mein Kind ist sehr restriktiv in seiner Nahrungsaufnahme und isst hauptsächlich Weizen- und Milchprodukte. Wie soll ich mein Kind jemals dazu bringen, etwas anderes zu essen? Egal, was jetzt ‹gesund› ist.» Die Frustration wächst und vielleicht doch auch die Sorgen um die gesunde Entwicklung, das Wachstum und die Gesundheit deines Kindes.
Lass uns im heutigen Blog also mal anschauen, warum es gerade bei sehr wählerischen Essern oft wichtige Gründe gibt eine Ernährungsumstellung zu machen und wie das konkret aussehen könnte.
Warum sind Kinder oft wählerische Esser?
Was verursacht wählerisches Essen oder auf englisch «picky-eating»? Bis zu einem gewissen Grad ist wählerisches Essen natürlich und die meisten von uns, die Kleinkinder hatten, haben dies erlebt.
Es ist Teil der typischen kindlichen Entwicklung, die typischerweise zwischen 2-6 Jahren (manchmal früher) auftritt. Dies ist oft auf mehrere Faktoren zurückzuführen:
• Food Neophobie (Angst vor neuen Lebensmitteln)
• Entwicklungsphase
• Reduzierter Nährstoffbedarf
Die Angst vor neuen Lebensmitteln (Ernährungsneophobie), bei kleinen Kindern ist weit verbreitet und scheint ein natürliches Entwicklungsstadium zwischen 2-3 Jahren zu sein. Die meisten wachsen im Alter von 5 Jahren aus ihm heraus.
Natur vs. Erziehung
Für 2/3 der Kinder ist es Natur, d.h. natürlich vererbt. Bei 1/3 der Kinder kann jedoch die «Erziehung» diesen Zustand beeinflussen. Wenn zum Beispiel ein Kind ein Essen ablehnt und ein Elternteil das Essen entfernt, weil es davon ausgeht, dass das Kind es ablehnt (anstatt Angst davor zu haben), unterstützt es die Angst des Kindes.
Der Kontakt mit einer Vielzahl neuer Lebensmittel hilft dem Kind, diese Phase zu überstehen, anstatt sie zu einer lebenslangen Gewohnheit zu machen.
Ernährungsneophobie kann auf Verhaltensmuster oder Entwicklungsverzögerungen zurückzuführen sein. Und die gute Nachricht hier ist, dass wir, wenn wir verstehen, was passiert und warum, eingreifen und helfen können.
Wie gross ist das Problem?
Wählerisches Essen ist bei Kindern sehr häufig: 25 % der Kinder leiden an einer Essstörung, bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen sind es sogar 80 % (Autismus, ADHS etc.).
Alleine sind wir mit dem Problem also nicht.
In einer Studie autistischer Kinder waren die häufigsten Verhaltensweisen wie folgt: eine eingeschränkte Nahrungspräferenz um 88 %, eine Überempfindlichkeit gegenüber der Textur von Lebensmitteln um 46 %, der Verzehr nur einer Lebensmittelmarke (27 %), das Einstecken von Lebensmitteln ohne Schlucken (19 %) und Pica, das Essen von Non-Food-Produkten wie Schmutz (12 %).
Was ich mit den Zahlen sagen will, ist das die Abneigung eines Kindes gegen das Essen nicht die Schuld eines Elternteils ist, weil es nicht streng genug ist, nicht genug Bestechungsgelder gibt, nicht konsequent genug ist usw. Es ist auch nicht die Schuld des Kindes, zu wählerisch zu sein. Es ist nicht «nur eine Phase» oder ein «Verhaltensproblem». Es gibt tatsächlich zugrunde liegende Faktoren, die Essschwierigkeiten verursachen.

Was sind solche Faktoren oder Ursachen?
Viele Faktoren können wählerisches Essen beeinflussen:
- Alter der Kinder (siehe oben),
- sensorische Empfindlichkeiten, z.b. auf bestimmte Texturen
- oralmotorische Herausforderungen (mangelnde Fähigkeiten richtig zu Essen, Kauen oder Schlucken),
- Angstzustände allgemein,
- Lebensmittel Neophobie,
- Biochemische Faktoren wie Nährstoffmangel (vor allem Zinkmangel) und Nahrungsmittelsensitivitäten,
- Entzündungsprozesse im Körper,
- Gestresster und fehlbesiedelter Darm
Und obwohl wählerisches Essen aufgrund einer dieser Stressfaktoren begonnen hat, kann es schnell zu einem Teufelskreis daraus kommen.
«Die bei weiten häufigste Ursache für picky-eating, die ich bei meinen Kunden feststelle, sind biochemische Gründe.» J. Matthews
Zum Beispiel könnte Zinkmangel zu wählerischem Essen geführt haben… Aber dann entwickelt das Kind die Gewohnheit, nur bestimmte Lebensmittel zu essen… was den Zinkmangel verschlimmert… was das wählerische Essen noch schlimmer macht… Und der Kreislauf geht weiter.
Sollte ich also was dagegen tun oder mein Kind einfach weiter essen lassen, was es will?
Diese Frage ist nicht generell beantwortbar und sollte individuell angeschaut werden. Aber hier sind einige Abwägungen für dich:
- Dein Kind ist schon älter als 6 Jahre alt und isst immer noch nur wenige Lebensmittel
- Dein Kind hat Verhaltensauffälligkeiten über dem eigentlichen Entwicklungsalter
- Dein Kind hat eine neurologische Diagnose (Autismus, ADHS etc)
- Dein Kind hat körperliche Darmsymptome (Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Gase etc)
- Dein Kind hat Allergien oder bekommt immer mehr davon oder ist häufig krank (ein geschwächtes Immunsystem)
- Dein Kind hat andere chronische Beschwerden (Ekzeme etc)
Viele Eltern scheuen sich davor, die Ernährung umzustellen, weil ihr Kind sowieso schon selektiv isst, es anstrengend für Eltern sein kann eine neue Ernährung zu erlernen oder schon einiges ausprobiert wurde und der Effekt trotzdem nicht sichtbar war.
Wenn jedoch einer oder mehrere Punkte oben auf dein Kind zutreffen, würde ich immer zu einer Ernährungsumstellung raten, als natürlich Methode diese Symptome zu verringern.
Muss ich auf Gluten und Milchprodukte verzichten? Mein Kind isst nichts anderes.
Ja, der Verzicht auf Gluten und Milchprodukte ist von entscheidender Bedeutung. Du wirst nicht die erhofften Ergebnisse erzielen, wenn du diese Lebensmittel in der Ernährung behältst. Kinder genauso wie wir Erwachsenen werden förmlich süchtig nach Milchprodukten und Weizen.
Die Opioide in Lebensmitteln, wie sie in Gluten und Kasein enthalten sind, verursachen erhebliche Heißhungerattacken/Abhängigkeiten. Diese «Süchte» führen dazu, dass Kinder sich selbst sehr auf Lebensmittel auf Weizen- und Milchbasis begrenzen.
Was im Körper passiert, ist, dass das Protein Gluten (Weizen) und Kasein (Milchprodukte) nicht richtig verdaut werden und als Teilproteine, d.h. Opioide, die die Wirkung von Morphin nachahmen, in den Blutkreislauf gelangen. Sie passen in Opioidrezeptoren im Gehirn und treiben das Verlangen nach Opiaten (Morphium ähnlich) an. Das Kind wird dann nur auf die Lebensmittel beschränkt, die diesen Suchtkreislauf anheizen, was zu einer sehr begrenzten und wählerischen Ernährung führt.
Es lohnt sich, das Muster zu unterbrechen, denn sobald das Kind den Heißhunger überwunden hat (einige Tage bis einige Wochen), erweitert sich oft die Nahrungsauswahl dramatisch und es wird viel einfacher, eine gesündere Ernährung einzuhalten.
Was kann ich also tun?
Wie immer teilen sich die Tipps ins praktische doing und in die eigene Vorbildrolle und energetische Arbeit auf.
Praktische Tipps für die Umsetzung
- Füge neue Lebensmittel hinzu und ersetze damit mit der Zeit die Lebensmittel die entfernt werden sollen.
- Entferne nicht alle Lebensmittel mit der Erwartung, dass «wenn sie hungrig sind, sie irgendwann essen werden». Während dies für viele Kinder zutreffen mag, haben einige wirkliche Essprobleme und hören möglicherweise ganz auf zu essen, was sehr problematisch sein kann.
- Biete Deinem Kind immer zusätzlich zu einem «neuen» Lebensmittel auch Lebensmittel an, die es mag
- Werde kreativ. Probiere ein neues Lebensmittel in der bevorzugten Textur deines Kindes
- Reduziere künstliche Zusatzstoffe in Speisen, lasse dein Kind wieder natürliche Lebensmittel schmecken
- Führe neue Nahrungsmittel dann ein, wenn dein Kind tatsächlich hungrig ist
- Dein Kind mag z.b. Nudeln oder Kartoffeln? Probiere verschieden Sorten und Arten und Zubereitungsmethoden dieses Nahrungsmittels aus. Bringe Variation. Im Fachchargon nennt man das Food chaining oder Verkettung von Lebensmitteln.
- Lass dein Kind beim Kochen oder Zubereiten oder der Menüplanung helfen.
- Lass dein Kind nur etwas anfassen, lecken oder kauen, ohne es zu essen oder zu schlucken müssen.
- Versuche es wieder und wieder. Mindestens 15-20 mal braucht es bis sich die Geschmacksknospen eines Kindes an neue Geschmacksrichtungen gewöhnen. Dies erfordert viel Geduld seitens der Eltern!
Deine Rolle als Vorbild
- Vermeide Zwang oder Druck – bleibe flexibel, bewahre das Vertrauen und bleibe optimistisch
- Stelle sicher, dass die ganze Familie an der neuen Ernährung teilnimmt
- Mach es lustig! Oder eine Challenge daraus. Z.b. Lasse Essen blind riechen und dann probieren und es muss erraten, was es ist.
- Stoppe deine eigene Frustration.
Auch wenn es frustrierend sein kann, Essen zu kochen und dann isst es niemand ausser du selbst. Das kenne ich nur zu gut! Aber gib dein Bestes und vermeide, deine negative Energie oder Frustration auf dein Kind oder das Essen zu projizieren. Gerade unsere besonderen Kinder sind sehr sensibel und nehmen jedes Signal wahr, was sich darauf auswirkt, wie sie sich im Allgemeinen fühlen und was das Essen betrifft, das du servierst - Wenn du selbst kein Gemüse isst oder ständig an Brot und Keksen hängst, wird es schwierig dich als gutes Vorbild zu installieren. Mache also mit. Es wird auch dir gut tun. Versprochen!
Es ist wirklich kein einfacher Job die Mama eines «picky eaters» zu sein. Ich habe die letzten Jahre viele Ernährungsumstellungen mit unserem Sohn vollzogen. Alle hatten dabei einen positiven Einfluss auf das Verhalten und die körperlichen Symptome. Daher kann ich eine Ernährungsumstellung immer empfehlen, sie stellt die Basis für gute Gesundheit dar. Diese Umstellungen zu vollziehen sind oft nervenaufreibend, zeitintensiv und vielleicht nicht immer erfolgreich, daher empfehle ich dir immer, Hilfe zu holen. In meinem 6-monatigen Transformationspaket, laufe ich unter anderem mit dir durch alle diese Schritte, in machbaren Schritten (ohne Überwältigung für gestresste Mütter), mit viel Wissen (keine eigene Recherche nötig), mit Einkaufshilfen und Rezepten.
Der positive Nebeneffekt? Die Ernährungsumstellung wird der ganzen Familie zugutekommen. Versprochen!
Schreib mir gerne deine Erfahrungen mit Ernährung und Picky Eating! Machst du dir Sorgen um dein Kind? Wenn ja, kontaktiere mich.
Alles Liebe,
Carmen