Wenn man Eltern eines neurodiversen Kindes ist, hat man sich diese Frage ganz sicher schon das eine oder andere Mal gestellt. Im schlimmsten Fall wurde es einem vielleicht sogar schon einmal direkt oder indirekt vorgeworfen (von Ärzten, Lehrern, Familienmitgliedern, Freunden oder Wildfremden). Ich jedenfalls habe mich eine ganze Weile schuldig gefühlt und je mehr ich über die Zusammenhänge gelernt habe, umso grösser wurde das Schuldgefühl. Daher will ich diesen Blog heute mal benutzen das Thema näher zu beleuchten.
Die Situationen in denen wir uns schuldig fühlen sind vielfältig, aber hier sind einige Beispiele
- Dein Kind reisst auf dem Kindergeburtstag einem anderen Kind einfach die Spielsachen aus der Hand, bis es zum wüsten Handgemenge kommt
- Dein Kind schlägt ein anderes Kind (ohne ersichtlichen Grund) auf dem Spielplatz
- Dein Kind hat im Supermarkt einen Ausraster, weil du ihm keine Süssigkeiten kaufen willst und beschimpft dich aufs Übelste
- Dein Kind ist beim Arzt, Grosseltern, Frisör etc. und es kooperiert NULL und hat einen schlimmen Ausraster
- Obwohl du deinem Kind gerade verboten hast etwas Süsses zu Essen, zeigt es dir den Finger und holt sich trotzdem etwas
Was sind die Gemeinsamkeiten an den Situationen?
- Dein Kind zeigt Verhalten, welches uns selbst missfällt und verstösst oft gegen sozialen Normen (die Kinder ecken an)
- Im schlimmsten Fall noch vor fremden Leuten
- Das Verhalten löst in uns grosse Gefühle der Empörung, Wut, Irritation, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Überwältigung oder Scham aus. Vor allem wenn wir wirklich hart daran arbeiten «alles richtig zu machen».
Was macht das mit uns?
- Wir machen uns Sorgen, was andere über uns denken
- Wir fühlen uns als Versager oder schlechte Eltern, da wir uns für das Verhalten verantwortlich fühlen
- Wir machen uns kontinuierlich abhängig von den Meinungen anderer
- Oftmals gehen wir danach hart und streng mit uns selbst um
- Energetisch kostet uns das viel Energie
Damit beginnt oft der eigentliche Teufelskreis. Denn natürlich ist es so, dass wir als Eltern unsere Kinder sehr «beeinflussen». Wir sind ihr Rollenvorbild, wir sind Ihr sicherer Hafen. Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass wir nicht die Ursache oder der Grund sind, warum sich das Kind so verhält, wie es sich verhält.

Mein erster Ansatz ist nämlich der: «Jedes Verhalten ist Kommunikation.»
Die meisten Eltern sind aber so in ihrem eigenen Gedankenkarussell gefangen und fokussieren sich so auf das sichtbare Verhalten, dass sie die darunter liegende Message oftmals gar nicht decodieren können.
Was wenn das Verhalten deines Kindes, keine Reflektion deines «Eltern Seins» ist, sondern eine Reflektion Ihres eigenen Stresses? Mit dem sie nicht besser klar kommen? Es sind schliesslich noch Kinder und ihr Hirn entwickelt sich noch (länger als uns lieb ist ☺)
Mein zweiter Ansatz ist: Wir alle Lieben unsere Kinder und jeder von uns gibt sein Bestes.
Wir handeln auf Basis des Wissens und der Ressourcen, die uns zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehen.
Ich habe selbst jahrelang unter einem disregulierten Nervensystem gelitten (und bin immer noch daran es zu verbessern). Die meisten Eltern neurodiverser Kinder sind enorm gestresst und das Nervensystem leidet unter Stress immer. Das Thema der inneren Ressourcen ist also ein grosses.
Genauso mit dem Wissen darüber, wie man seinem Kind am besten helfen kann. Wenn man den westlichen Ärzten glaubt, dann ist das alles genetisch bedingt und nicht heilbar. Symptombekämpfung durch Medikamente ist daher meist angesagt. Niemand sagt uns, dass wir Eltern aber tatsächlich ein wichtiger Schlüssel (wenn nicht der wichtigste) sind, bei der Gesundung des Systems unserer Kinder. Wenn wir nicht adäquat informiert sind und nicht in unserer Besten Form sind, wird es aber eben schwierig.
Mein dritter Ansatz: die Epigenetik
Die Gene (die du zugegebener Massen vererbt hast) sind nicht Schuld an der Diagnose. Es ist der Stress, der die Gene erst aktiviert hat. Das Gute daran ist, Stress kann man auch wieder abbauen. Nur all die Stressquellen ausfindig zu machen, ist nicht immer einfach. Aber auch dabei sind gut informierte Eltern und Eltern in Ihrer Bestform ein wichtiger Faktor!
Ich hoffe, diese Gedanken oder Ansätze helfen dir, zu verstehen, dass du ein wichtiges Puzzleteil als Eltern bist, aber nicht der Grund, warum dein Kind so ist, wie es ist.
Wenn Du daran interessiert bist, deinen Wissenstand was deinem Kind wirklich helfen kann zu erweitern, dann lege ich dir dringend meinen Online Kurs «1×1 im Umgang mit deinem neurodiversen Kind» ans Herz. Um in deine Bestform als Mama eines neurodiversen Kindes zu kommen und wieder Ressourcen aufzubauen, lege ich dir dann das Rundum Sorglos Paket ans Herz. Dort vertiefen wir das Thema der Schuldgefühle nochmals und ich zeige dir Wege, wie du besser damit umgehen kannst.
Wie sieht es bei dir aus, kämpfst du auch immer wieder mal mit Schuldgefühlen, dass du an dem «ganzen» Schuld bist und gehst danach hart mit dir selbst ins Gericht? Schreib mir, ob dir dieser Artikel hilft, besser damit klar zu kommen.
Alles Liebe,
Carmen